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Aktuell zur Urlaubszeit: Tropenkrankheiten - die Mücken sind nicht an Allem Schuld!

Müssen wir in unseren Breiten Epidemien der Tropenkrankheiten wie Zika, Dengue, West-Nil-Fieber oder Chikungunya fürchten? Wenig wahrscheinlich, nach Meinung von Experten. Selbst wenn sich die übertragungsverantwortlichen Insekten bei uns ausbreiten: die Anwesenheit und Vermehrung dieser Insekten führt noch lange nicht zu Epidemien, so das Forschungsinstitut für die Entwicklung von Infektionskrankheiten in Frankreich, das sich speziell mit dem Auftreten von Infektionskrankheiten im Wandel unseres Klimas beschäftigt.

Es liegt nicht an den erhöhten Durchschnittstemperaturen in Mitteleuropa, dass auch bei uns zunehmend diese Tropenkrankheiten auftauchen. Sicher, die Mücken, die als Überträger dieser Erkrankungen bekannt sind, gewinnen auch bei uns an Boden. Die 1997 bei uns aus dem asiatischen Raum eingedrungene Tigermücke breitet sich vom wohl-temperierten warmen Süden immer weiter nach Norden aus und wird vielleicht bald unser ganzes Land erobert haben. Nichtsdestotrotz, schätzen die Wissenschaftler, ist der Klimawandel allenfalls für ein Drittel der Verbreitung dieser Insekten verantwortlich, die Hauptursache ist der globalisierte Ortswechsel, ist unsere unbegrenzte Mobilität und Reisemöglichkeit. Unter den hunderten Fällen einer Dengue- oder Chikungunya-Infektion ist die größte Mehrzahl importiert. Natürlich steigen die Infektionsrisiken besonders im Süden Europas, wenn die Zahl der Stechmücken und die Expositionszeiten der längeren Sommer zunehmen, für den Ausbruch einer Epidemie - erklärt der Institutsleiter Prof. Guégan - bedarf es aber vieler Voraussetzungen: Eine (immer weibliche!) Mücke muss zu einem präzisen Zeitpunkt einen Menschen stechen, der sich in einem Infektion-Land zuvor angesteckt hat, zugleich muss diese Mücke als Virusträger andere Personen stechen, bevor sie der Winter umbringt.

Welche epidemiologischen Konsequenzen wird der Klimawandel bei uns für diese Tropenkrankheiten haben, fragt Cyril Caminade (Forscher an der Universität Liverpool, UK): Prognosen sind sehr kompliziert und bergen viele Unsicherheiten. Er erinnert dabei an die Tatsache, dass die Mücke immer noch das Tier ist, das die meisten Menschen auf unserem Planeten tötet - er bezieht sich dabei natürlich vordergründig auf die Malaria. Man wird sich auf jeden Fall auch auf bisher unvorhersehbare Entwicklungen gefasst machen müssen.

Muss man den Einsatz von Mückenvernichtungs-Waffen in Spray- und Pulverform dramatisch erhöhen, wie es z.Zt. an den Ufern des Ober-Rheins mit Hubschraubern erfolgt? Das könnte auch zu mehr nachteiligen Nebeneffekten führen als Erfolge zu erwarten sind, warnen Experten, solange chemische Moleküle und Toxine selbst in der Lage sind, Resistenzen zu entwickeln und auf uns dann auch über das Trinkwasser und die Nahrungskette zurückkommen.

Guégan plädiert für Präventivmaßnahmen mit besonderer Beachtung der oft unzähligen "stehenden" Wasserreservoirs in unserer oft unmittelbaren Umgebung.

Auch dem "normalen", nur juckenden Mückenstich kann man begegnen, indem man Gräben, Tümpel, gefüllte Tonnen, Töpfe und Vasen etc. in unseren Gärten reduziert, wo sich die Mückenlarven unbehindert vermehren können. 

Man sollte den "menschenfressenden Löwen" nicht bei uns in Europa im Tiergehege anbrüllen, er tut uns hier nichts. Zika-Erkrankungen wird es auch bei uns weiterhin geben, der Ursprung der Krankheit liegt aber anderswo und "unsere Mücken" sind fast immer unschuldig!

H. E.