Bewegungstraining für Parkinson-Patienten

16.08.2021

Ab dem 1.10.2021 bieten wir in der redbox ein 10-wöchiges Trainingsprogramm mit Bewegungstraining für Parkinson-Patienten an.

Große Amplitude – kleine Tricks: neues Kursangebot beim BHC

Ab dem 1.10.2021 bietet der Bremer Hockey-Club in der redbox innerhalb seiner Gesundheitskurse ein 10-wöchiges Trainingsprogramm an, in dem die Reha-erfahrene Übungsleiterin Ute Dreimann gemeinsam mit dem Sportarzt Dr. Horst Elbrecht Parkinson-Patienten individuelle Übungen vermittelt.

Start:

1. Oktober 2021

Umfang:

10 Einheiten

Kurs:

Freitag 10.00 - 11.00 Uhr

Kosten:

150,- € (10er-Karte)

Anmeldung:

Bremer Hockey-Club | 0421-33 65 00 113 | info@bremerhockeyclub.de

 

 

Zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung

Die Parkinson-Erkrankung ist eine langsam fortschreitende, degenerative Erkrankung des Gehirns, die durch den Mangel an Botenstoffen (Neurotransmitter „Dopamin“) in Teilen des Gehirns bedingt ist. Es ist eine typische Erkrankung im Alter. Im Durchschnitt erkranken Patienten mit etwa 60 Jahren an Parkinson. Dem Ausbruch gehen aber vermutlich jahrzehntelange Veränderungen im Körper voraus. Das Risiko einer Parkinson-Erkrankung liegt für Männer bei 2,0% und für Frauen bei 1,3%. Allein in der Stadt Bremen sind ca. 1500 Menschen von dieser Krankheit betroffen.

Minus und Plus

Als klassische Symptome von Parkinson gelten Muskelzittern (Tremor), Bewegungsarmut (Akinese) und Muskelstarre (Rigor). Die Symptomatik ist individuell unterschiedlich, man spricht von „Minus -Symptomen“ im Bewegungsumfang aller Gliedmaßen mit kleinen Trippelschritten und verlangsamter Arm- und Rumpf-Motorik, auch sind die mimischen Muskelbewegungen stark reduziert (Amimie), der Geruchssinn geht oft schon vor den Bewegungsstörungen verloren. Bei der sogenannten „Plus-Symptomatik“ dominieren der Rigor (erhöhter Muskeltonus mit Bewegungsstarre der Muskeln und Gelenke), sowie ein Tremor (grobschlägiges Muskelzittern).

Ausgleich des Dopaminmangels

Medikamentös wird versucht, die Erkrankung durch Ausgleich des Dopaminmangels mit unterschiedlichen Therapie-Ansätzen zu behandeln, die oft nur zeitlich begrenzt befriedigen. Im Zusammenspiel mit Physiotherapien und weiteren aktivierenden Maßnahmen kann jedoch erreicht werden, dass Patienten über Jahre hinweg eine gute Lebensqualität haben.

Bewegungstraining hilft

Der meist universellen Minimierung des Bewegungsumfangs kann auch mit einer Übungsbehandlung begegnet werden, was viel zu wenig bekannt ist und kaum genutzt wird. Vor allem Patienten, bei denen der Rigor nicht übermäßig ausgeprägt ist, profitieren hiervon, die Progredienz lässt sich verlangsamen, ein wichtiger präventiver Aspekt.

Große Amplitude - kleine Tricks

Das Prinzip ist simpel: durch das Einüben von sog. „large“ beziehungsweise „big motion exercises“ wird trainiert, um die reduzierten Alltagsbewegungen wieder in das ursprüngliche, normale Bewegungsausmaß zurückzuführen bzw. hieran anzunähern.
Wenn die Parkinson-Erkrankung fortschreitet, sind bestimmte komplexe Bewegungen nicht mehr als gewohnte Automatismen umsetzbar. Dann helfen kleine Tricks.
Ein Trick etwa ist, bestimmte komplexe Bewegungen in Etappen aufzulösen. Individuelle Defizite müssen manchmal auch durch individuelle Übungsstrategien überwunden werden. Ziel ist es, die Mobilität im Alltag zu verbessern und dadurch das Leben mit der Parkinsonerkrankung im Alltag wieder einigermaßen normal zu managen. Das „Erlernen“ kann im Kurs vermittelt werden, üben müssen die Patienten das Erlernte dann regelmäßig zu Hause - wie bei vielen anderen physiotherapeutischen Übungen ja auch.

 

Beispielhafte Kursinhalte

Aktivierung der Gesichtsmuskulatur

Die Mimik ist Ausdruck eines komplexen Zusammenspiels zahlreicher Gesichtsmuskeln. Diese Muskeln unterliegen mit dem Rigor den gleichen Veränderungen wie die peripheren Skelettmuskeln des Parkinson-Patienten. Dadurch sind die durch die Gesichtsmuskulatur vermittelten mimischen Äußerungen meist abgeschwächt oder sogar ganz verloren gegangen. Sie verkümmern durch die Inaktivität wie jede vernachlässigte Körper-Muskulatur auch. Zusätzlich bestehen auch Schluckbeschwerden und die Motorik der Zunge und der Lippen ist ebenfalls eingeschränkt - ein Handikap für eine saubere Artikulation.
Die für die Mimik verantwortliche Gesichtsmuskulatur lässt sich durch Grimassier-Übungen begrenzt reaktivieren. Auch die Artikulationsstörung versuchen wir beim BHC mit kleinen Tricks ein wenig zu verbessern, indem man etwa die Wortfolge etwas streckt und z. B. durch Betonung jeder 2. Silbe in einen besser beherrschbaren Rhythmus bringt. Über das Singen kommt man manchmal zu ähnlichen Ergebnissen.

Strategien für leichteres Aufstehen

Ein weiteres für den Parkinson-Patienten sehr wichtiges Beispiel eines zu überwindenden Defizits ist das Aufstehen von Stuhl, Bank oder Bett, eine komplexe Bewegungsaufgabe, die ein Gesunder ohne Nachdenken locker zustande bringt. Sitzt jedoch ein Parkinson-Patient erst einmal eine Weile, wird das Aufstehen allein durch den Rigor der Beinmuskulatur oft zu einer schwer überwindbaren Hürde.
Im BHC üben wir gemeinsam ein strategisches Vorgehen ein, indem zunächst im Sitzen noch kurz bestimmte Dehnübungen der Sprunggelenks-, Knie- und Hüftbeugemuskulatur durchführt werden. Anschließend wird der eigentliche Aufsteh-Vorgang in leichter beherrschbare „Einzelaktionen „gesplittet“- das Ziel sozusagen „in Etappen“ angesteuert. Eine komplexe Bewegung, die ein Gesunder fließend und rund bewerkstelligt, zerlegen wir quasi in Einzelportionen wodurch ihr Ablauf flüssiger möglich wird.
Solche Bewegungsfragmente werden beim BHC von unseren erfahrenen Übungsleitern mit jedem Patienten individuell erarbeiten und ihm anschließend zur Übung als Hausaufgabe mit auf den Weg geben.