Chantal Bausch

02.04.2020

Das Leben mit einem Spenderherz ist schon in normalen Zeiten eine Besonderheit. Wie geht es dem Torwart unserer 1. Damen jetzt?

Kannst du kurz erklären, warum Du zur sog. Risikogruppe gehörst? 

Nachdem mich eine Myokarditis im Alter von elf Jahren von heute auf morgen aus dem Leben gerissen hat, lebe ich seit knapp fünfzehn Jahren mit einem Spenderherz. Seitdem nehme ich täglich mehrfach Tabletten, unter anderem sogenannte Immunsuppressiva die dafür sorgen, dass mein körpereigenes Immunsystem heruntergefahren wird. Wenn man ein Organ transplantiert bekommt, sieht der Körper dies als fremd an und würde versuchen dieses zu bekämpfen. Damit dies nicht geschieht- und eine Abstoßung vermieden wird- wird mein Immunsystem durch die Tabletten geschwächt. Damit bin ich allerdings auch anfälliger für andere Krankheiten und muss sehr stark darauf aufpassen, mir nichts einzufangen. Denn durch die Immunsuppression können für mich auch ‚harmlose‘ Erkrankungen gefährlich werden. Daher gehöre ich zur Risikogruppe und muss mich insbesondere auch vor dem neuartigen Coronavirus schützen.

Wie sieht dein Leben momentan aus? Welche besonderen Einschränkungen oder Vorsichtsmaßnahmen triffst du? 

Da ich bereits seit meiner Transplantation verschärfte Hygienemaßnahmen befolgen muss, sind mir die Gegebenheiten nicht gänzlich unbekannt. Jedoch handelt es sich aktuell natürlich um eine absolute Ausnahmesituation. Meine behandelnden Ärzte habe mir dazu geraten, mich bestmöglich zu isolieren. Abgesehen von Spaziergängen mit dem Hund verlasse ich das Haus nicht und halte großen Abstand wenn im Park jemand entgegenkommt. Zuhause komme ich nur mit meiner Familie in Kontakt, die sich genauso vorsichtig verhält, da sie für mich natürlich potenzielle Krankheitsüberträger darstellen. 

Wie fühlst du dich momentan? Was bewegt dich? 

Mir selbst geht es uneingeschränkt gut. Ich bin dankbar, dass ich gesund zu Hause sein darf. Vielmehr denke ich aktuell an die Erkrankten, die einsam um ihr Leben kämpfen. Mir hat es in meiner Krankheitsphase viel Kraft gegeben, dass ich stets von meiner Familie umgeben war - dies ist den Erkrankten aufgrund der Ansteckungsgefahr nicht erlaubt.

Es sind vermutlich mehr Menschen in missliche Lagen gekommen, als man sich vorstellen kann. Beispielsweise seien da Existenzängste und häusliche Gewalt genannt. Ich wünsche mir, dass wir alle gesund - in physisch und psychischer Hinsicht - über die schwere Zeit kommen um dann umso mehr die Kostbarkeit des Lebens genießen zu können.

Wie versuchst du deine gute Laune zu behalten? 

Glücklicherweise bestehen ja viele virtuelle Möglichkeiten. Neben Familienvideochats (bei denen auch meine über 80-jährige Oma teilnimmt) oder YouTube-Workouts (ich muss an dieser Stelle davon ausgehen, dass Martin mitliest...), nutze ich die Zeit um liegengebliebene Bücher zu lesen. Im Gegensatz zu anderen hat mich die Putz- und Ausmist-Motivation allerdings noch nicht erreicht...

Was möchtest du der BHC-Familie noch sagen? 

Die Herzlichkeit die ich seit meinem Wechsel zum BHC uneingeschränkt spüre, zeigt sich auch in schweren Zeiten: so stehen mir beispielsweise Mitspielerinnen als Einkäuferinnen bereit. Ich bin sehr glücklich Teil der rot-weißen Familie geworden zu sein und würde mir wünschen, dass wir alle - sobald diese Zeiten überstanden sind - ausgiebig zusammen den Aufstieg in die 1. Liga feiern können. Bis dahin, bleiben Sie gesund!